Technik

Aerodynamik

Gerätekunde

Tobias Grundmann

Video: MAC PARA auf YouTube

Inhalt

Gleitschirm

  • Gleitschirm und Gurtzeug lassen sich trennen
  • Sie sind aber zusammen ein Fluggerät

Die Kappe

Weitere Konstruktionselemente

  • Stäbchen
  • Miniribs
  • Ballooning
  • Querzugbänder

Material

  • RipStop-Gewebe (Polyamid oder Polyester)
  • Beschichtung
  • Unterschiedliche Tuchstärken
  • Stäbchen: Polyester oder Nitinol
  • Mylarverstärkungen (Polyester)
  • Beschichtung altert (UV-Strahlung, Feuchtigkeit, Dehnung, Abrieb)
  • Luftdurchlässigkeit, Dehnungsstabilität, Reißfestigkeit: leiden

Leinenebenen

  • Von vorne nach hinten A,B,C, (D,) Steuerleinen oder Bremse
  • Gesamtlänge: mehrere 100 Meter

Leinen

Leinen

  • Vorteile weniger Leinen:
    • Geringerer Widerstand
    • Gute Sortierbarkeit
  • Nachteil:
    • Profiltreue konstruktiv schwieriger zu erhalten

Leinen

  • Ummantelt oder ohne Mantel
  • Der Mantel trägt keine Last
  • Stammleine: bis 3mm, Festigkeit 200 daN
  • Gabelleine: ca. 2 mm, Festigkeit 120 daN
  • Galerieleine: ca. 1 mm, Festigkeit 80 daN
  • Lastverteilung: ⅔ auf A- und B-Ebene

Leinen

  • Vorteile ummantelter Leinen:
    • Schutz des Kerns
    • Farbliche Unterscheidbarkeit
    • Weniger anfällig für Knoten
  • Nachteile:
    • Luftwiderstand
    • Gewicht

Leider können die Hersteller sich nicht auf einheitliche Farbschemata einigen

Leinen

Kevlar (Aramid)
  • Gelb
  • Hitzebeständig
  • Dehnungsstabil
  • Knickempfindlich
Dyneema (Polyethylen)
  • Weiß
  • Schmelzpunkt bei 150 °C
  • Weniger dehnungsstabil
  • Knickunempfindlich

Leinen nie knoten

  • Die Festigkeit kann auf 10% sinken

Tragegurte

  • 3 - 5 Gurte pro Flügelhälfte
  • A-Gurte häufig geteilt (Ohren anlegen)
  • Anzahl Gurte ≠ Anzahl Leinenebenen

Tragegurte

Karabiner

  • Verschiedene Bauformen und Materialien
  • Immer mit Verriegelung
  • Twist-Lock, Pin-Lock, Quick-Out
  • Stahl oder Aluminium

Beschleunigungssystem

  • Flaschenzug
  • Anstellwinkelveränderung
  • Geschwindigkeit bis +15 km/h
In Bodennähe nie beschleunigt fliegen

Beschleuniger

Einstellung der Steuerleinen

  • Zu kurz: Dauerbremse, Sackfluggefahr
  • Zu lang: Bremsweg steht nicht voll zur Verfügung (Landung)
Einstellungen gemäß Betriebsanleitung

Nachprüfung

Nach Herstelleranweisung

I.d.R. nach zwei Jahren oder best. Anzahl von Flugstunden

  • Tuch (Luftdurchlässigkeit, Beschädigungen, ggf. Reißfestigkeit)
  • Leinen (Länge, Beschädigungen, Reißfestigkeit)
  • Nähte (Scheuerstellen)
  • Tragegurte
  • Leinenschlösser

Nachprüfung

Video: Papillon Paragliding Wasserkuppe auf YouTube

Nachprüfung

Trimmung über verschiedenartige Schlaufen

Nachprüfung

  • Ein guter Checkbetrieb schickt die gerissenen Leinen zurück (Ausnahme ggf. 1. Check)
  • Zum Check gehört ein Protokoll

Betriebsanleitung

  • Flugeigenschaften
  • Betriebsgrenzen
  • Einstellungen
  • Nicht empfohlene Manöver (z.B. B-Stall)
  • Nachprüfintervalle
  • Zugelassene Verwendung (Windenschlepp, Motorbetrieb)
Lesen

Instandhaltung

Reparatur

Kleine Löcher können mit Klebesegel (beidseitig) repariert werden.

Große Risse oder beschädigte Leinen nur in autorisierten Werkstätten reparieren lassen

Reparatur

Regelmäßig prüfen:
  • Tuch (Löcher, Risse)
  • Nähte (Scheuerstellen, gelöste Fäden)
  • Leinen (verdickte Stellen, Mantel beschädigt, Stränge aufgescheuert oder gerissen)
  • Leinenschlösser (verbogen, offen)

Packen

(Windstille...)

Video: DHV auf YouTube

Lagerung

  • Lichtgeschützt
  • Locker
  • Trocken

Schädigende Einflüsse

  • UV-Licht
  • Schleifen auf dem Boden
  • Eingepackte Insekten
  • Raucher im Luv
  • Salzwasser mit reichlich Süßwasser abspülen
    • Trocknen im Schatten (SiTr)
  • Benzin/Chemikalien und Dämpfe
    • Nicht in Garage lagern

Gurtzeug

Gurtzeug-Typen

  • Sitzgurte
  • Wendegurte
  • Extreme Leichtgurte
  • Liegegurte

Aufbau

Einfluss auf Flugeigenschaften

  • Aufhängehöhe (meist bauartbedingt)
    hoch
    Bewegungen der Kappe werden gedämpft übertragen, unsensible Reaktion auf Gewichtsverlagerung
    niedrig
    ungedämft, sensibel
  • Weite der Brustgurte (einstellbar)
    weit
    eher kippelig, sensible Reaktionen auf Gewichtsverlagerung
    eng
    gedämpfter, unsensibel, höhere Twistgefahr

Größen und Einstellungen

  • Rückenteil: Endet eine Handbreite unter Nacken
  • Sitzbrett seitlich: Anliegend (evtl + wenige cm)
  • Sitzbrett vorne: Eine Handbreit zur Kniekehle
  • Hände in Normalstellung neben Tragegurten (keine 4-Punkt Aufhängung)
  • Beingurte (einstellbar): Beinumfang + Hand (laufen vs hineinsetzen)
  • Schultergurte (einstellbar): im Stehen gerade nicht einengend

Protektordämpfung

Grenzwerte (LTF)

  • 20 g bis zu einer Einwirkdauer von 25 Millisekunden
  • 38 g bis 7 Millisekunden
  • 50 g Maximalwert
  • Test mit Fallkörper 50kg, Fallhöhe 1,65m

Protektormaterial

Schaumstoff:
  • Voluminös
  • Immer einsatzbereit
Luft:
  • Mit Federn
  • Mit flexiblen Seitenwänden
  • Zum Aufblasen
  • Vorsicht wenn Öffnung nur durch Fahrtwind!
Koroyd:
  • Neue Technologie
  • Starre verschweißte Stäbchen (nicht rückstellbar)
Luftprotektoren müssen vor dem Start gefüllt sein

Rettungsgerät

Rettungsgerät - Wirkung

Reduzierung der Sinkgeschwindigkeit auf max. 6,8 m/s bei max. Anhängelast (LTF)

bzw. 5,5 m/s (EN)

V sink =2×m×g CW×ρ×A

m Masse g Fallbeschleunigung (9,81 m / s 2 ) CWWiderstandsbeiwert ρ Luftdichte A Fläche

Vsink in m/s Sprunghöhe in m
3 0,45
4 0,81
5,5 1,5
6,8 2,30
12 7,34
20-30% unter max. Anhängelast bleiben

Gängige Rettertypen

Rundkappe (Independence Annular EVO)
Kreuzkappe (Independence EVO Cross)
Rogallo (Highadventure Beamer 3)

Aufbau

Video: easygliderful auf YouTube

Auslösung

  • Nur im Notfall
  • Kräftig in freien Luftraum werfen
  • Achtung vor Fehlauslösung speziell in Bodennähe
  • Trainieren (Turnhalle / G-Force-Simulator)
Splinte vor jedem Flug kontrollieren

Containersysteme

Frontcontainer
  • Beidhändig auslösbar
  • Ständig präsent
  • Verdeckt Frontgurt und/oder Beingurte
  • Muss vor jedem Flug eingehängt werden
Integrierter Container
  • Einseitig (meist rechts)
  • Frontgurt kontrollierbar
  • Weniger Aufwand
  • Leicht zu vergessen (Splinte)

Kompatibilität

Video: DHV auf dhv.de

Wartung

  • Packintervalle gemäß Herstellerangaben (min 1 × pro Jahr)
  • Auch packen, wenn nicht ausgelöst
  • Zustandskontrolle
  • Packgummis altern, Tuch kann aneinanderkleben

Instrumente

  • Variometer (mit GPS)
  • seit 2018 auch mit FLARM, FANET erhältlich
  • ggf. Tablet/Smartphone mit Apps (Android: XCSoar, XCTrack) insb. für Luftraumdarstellung
  • Funk LPD, PMR (Achtung: für Flugfunk- oder Amateuerfunkgeräte ist Lizenz erforderlich)

Musterprüfung

  • Festigkeitsprüfung EN 926.1
  • Flugtest (Klassifizierung) EN 926.2
  • Bauausführung / Funktionsprüfung

Klassifizierung

LTF (EN) Klasse Beschreibung der Flugeigenschaften Beschreibung des erforderlichen Pilotenkönnens
A Gleitsegel mit einem Maximum an passiver Sicherheit und einem extrem verzeihenden Flugverhalten. Gute Widerstandsfähigkeit gegen abnormale Flugzustände. Für alle Piloten einschließlich Piloten aller Ausbildungsstufen.
B Gleitsegel mit guter passiver Sicherheit und verzeihendem Flugverhalten. Einigermaßen widerstandsfähig gegen abnormale Flugzustände. Für alle lizensierten Piloten
LTF Klasse Beschreibung der Flugeigenschaften Beschreibung des erforderlichen Pilotenkönnens
C Gleitsegel mit mäßiger passiver Sicherheit und mit potenziell dynamischen Reaktionen auf Turbulenzen und Pilotenfehler. Die Rückkehr in den Normalflug kann präzisen Piloteneingriff erfordern. Für Piloten, die das Ausleiten abnormaler Flugzustände beherrschen, die aktiv und regelmäßig fliegen und die die möglichen Konsequenzen des Fliegens mit einem Gleitsegel mit reduzierter passiver Sicherheit verstehen.
D Gleitsegel mit anspruchsvollem Flugverhalten und potenziell heftigen Reaktionen auf Turbulenzen und Pilotenfehler. Die Rückkehr in den Normalflug erfordert präzisen Piloteneingriff. Für Piloten, die über viel Übung im Ausleiten abnormaler Flugzustände verfügen, die sehr aktiv fliegen, die signifikante Erfahrungen in turbulenten Bedingungen gesammelt haben und die die möglichen Konsequenzen des Fliegens mit einem solchen Gleitsegel akzeptieren.

Sicherheitsmitteilungen für Geräte

  • Werden von den Herstellern ausgegeben
  • DHV-Info
  • DHV-Newsletter
  • dhv.de
Sicherheitsmitteilungen unbedingt beachten

Kenngrößen

Spannweite

Flächen

  • Ausgelegte Fläche = Fläche auf dem Boden ausgebreitet
  • Projizierte Fläche = Fläche im Flug in der Draufsicht senkrecht zur Strömung

Startgewicht

Startgewicht =

Gerätegewicht (Schirm, Gurtzeug, Rettung)

+ Pilotengewicht incl. Kleidung, Schuhe

+ sonstige mitgeführte Ausrüstung

Streckung

Streckung = Projizierte Spannweite 2 Projizierte Fläche

Flächenbelastung

Flächenbelastung = Startgewicht Projizierte Fläche

Gleitwinkel

Gleitzahl

  • Reichweite zu Abflughöhe
  • Horizontal- zu Sinkgeschwindigkeit
  • Auftriebskraft zu Widerstandskraft
  • Auftriebsbeiwert zu Widerstandsbeiwert

Anstellwinkel

Winkel zwischen Profilsehne und Strömung. Eine Vergrößerung erhöht Auftrieb und Widerstand (bis zum Strömungsabriss)

Geschwindigkeitspolare

Sinkgeschwindigkeit in Abhängigkeit zur Vorwärtsfahrt

Lilienthalpolare

Lilienthalpolare

Aerodynamik

Kräfte im stationären Geradeausflug

Dynamischer Auftrieb

  • Strömungsablenkung (Kinderdrachen)
  • Strömungsunterschiede am Profil
Quelle: Wikipedia

Dynamischer Auftrieb

Quelle: XKCD

Dynamischer Auftrieb

Quelle: Wikipedia

Dynamischer Auftrieb

F A = c A ρ 2 v 2 A
c A Auftriebsbeiwert ρ Luftdichte v Geschwindigkeit A Fläche

Druckverteilung

Widerstand

F W = c W 1 2 ρ v 2 A
c W Widerstandsbeiwert

  • Formwiderstand
  • Induzierter Widerstand
  • Restwiderstand

Formwiderstand

Typische Widerstandsbeiwerte ( c W )

Induzierter Widerstand

Durch Druckausgleich verursachte (Rand-) Wirbel NASA Langley Research Center (NASA-LaRC), Public domain, via Wikimedia Commons

Induzierter Widerstand

Video: Manfred Stiens auf YouTube

Induzierter Widerstand

Vorsicht hinter Tandems

Restwiderstand

Was nicht am Auftrieb beteilig ist

  • Pilot
  • Gurtzeug
  • Leinen

Kurvenflug

Strömungsabriss

  • Zu großer Anstellwinkel
  • Zu geringe Eigengeschwindigkeit
  • Auftriebsverlust
  • nur Widerstand
  • Innendruck kann zusammenbrechen

Strömungsabriss

Bild DLR, Lizenz CC-BY 3.0

Drehachsen

Pendelstabilität

  • Ein Gleitschirm ist aerodynamisch instabil
  • Der niedrige Schwerpunkt stabilisiert ihn
  • Pilot und Kappe bilden ein Pendel

Autor: Tobias Grundmann

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